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  Sagen aus dem Saterland
 





Die Scharreler Glocke im Krätseldobben

 

In der Zeit, als die Mansfelder in Ostfriesland waren, fielen sie einige Male ins Saterland ein. Einmal kamen sie mit ein paar hundert Mann und nahmen den Scharrelern die Glocke aus dem Turm und liefen damit weg. Die Männer aus Scharrel waren gerade nicht alle zu Hause. Die aber daheim waren, mussten mit eigenen Augen mit ansehen, wie die Mansfelder die Glocke aus dem Turm herausarbeiteten und sich beeilten, dass sie damit weg kamen. Während die Mansfelder damit zugange waren und zwischen Scharrel und Hollen mit der Glocke unterwegs waren, kam das Volk zusammen. Da sagte einer: „Leute, wollen wir uns die Glocke nehmen lassen von so wenig Volk? Das soll nicht geschehen! He, sofort hinterdrein!“ Dazu waren die Scharreler gleich bereit. Sie holten die Mansfelder bald ein, nahmen ihnen die Glocke mit Gewalt wieder ab und schlugen die Soldaten, dass diese Reißaus nehmen mussten.

Als sie die Glocke wieder in Scharrel hatten, sagte einer, der das Wort führte: „Damit ist es nicht genug, dass wir denen die Glocke wieder abgenommen haben, wir hatten es jetzt mit zweihundert Mann zu tun, aber nicht mehr lange, dann kommen zweitausend, und dann müssen wir sie doch noch missen, wenn wir sie nicht an die Seite bringen. Dann wird das letzte noch schlimmer als das erste, und das Geld, welches in Scharrel ist, das nehmen sie dann noch dazu mit. Wir tun nichts Besseres, als wir gehen bei, nehmen all das Geld, das wir haben, tun dieses in die Glocke, lassen dann das unterste von der Glocke nach oben in die Krätselgrube sacken und legen darauf einen großen Stein. Wenn die Mansfelder dann weg sind, gehen wir hin und holen die Glocke mit dem Geld wieder aus der Grube heraus.

Den Vorschlag nahmen alle an, und machten es dann auch so.

Später, als die Mansfelder weg waren, wollten sie auch einmal hin, um die Glocke mit dem Geld wieder aus der Grube herauszuholen. Aber, was war da zu tun? Die Glocke mit dem Geld und dem Stein war so weit in den weichen Grund hinuntergesackt, haushoch Wasser stand darauf. Die Glocke war unmöglich zu bekommen, und so soll die Glocke mit dem Geld und dem Stein obenauf noch darin sitzen bis jetzt.

Lange Zeit danach setzten einige aus Scharrel sich in den Kopf, die Grube leer zu schöpfen, so wie Lümke Gaarelt, Häärbärchs Ailt, Büterjans Aljert, Bette Wääd und sein Bruder Ailt, die nun schon lange tot sind. Sie nagelten Teerfässer und Stöcke zusammen und mit zwei Mann darauf fingen sie an zu schöpfen, einige mit Wannen, einzelne mit Fässern. Sie bekamen das Wasser so weit heraus, so dass sie den großen Stein zu sehen bekamen, unter dem die Glocke liegen soll. Fokke Wilke, der noch lange danach lebte, erzählte, dass er den Stein gesehen habe, als er zum Vorschein kam. Und einige Scharreler, so auch eine alte Frau, Liesbeth Borchmann, haben auf dem Stein gestanden.

Nun ging das Schöpfen und das Lärmen los, dass die Leute im Dorf dieses hörten. Alle liefen dorthin und wollten auch etwas von dem Geldsegen haben. Das wollten die ersten denen nicht zugestehen, so dass fast eine Schlägerei entstand, und die Wasserquelle in der Grube warf so stark auf, dass sie das Wasser nicht niedriger bekommen konnten. Da mussten sie aufgeben und liegen lassen, was da liegt. Die Grube lief wieder voll mit Wasser und an Leerschöpfen wurde nicht wieder gedacht.

In der Hitlerzeit wurde von der Ziegelei die Motorpumpe mit langen Schläuchen aus der Lehmkuhle geholt und die Krätselgrube leer gepumpt. Die Grube wurde bis auf den harten Grund untersucht. Mit Schlamm zugedeckte Steine wurden gefunden und umgedreht, aber die Glocke war nicht zu finden. Nun ging das Raten los, wie das wohl möglich war. Als im Herbst 1959 die Sagter Ems gerade begradigt wurde, war noch einmal Hoffnung, aber die Bagger brachten keine Glocke nach oben. 

 

Das Bullenmeer im Saterland

Im Saterland war einmal der Teufel in einen Mann gefahren. Der Besessene machte so viel Lärm, dass es seine Leute nicht mehr mit ihm aushalten konnten. Deshalb ließen sie den Pastor holen, der damals in Ramsloh seinen Sitz hatte. Anfangs gab es große Mühe, dem Teufel an den Leib zu rücken, aber schließlich meisterte ihn der Pastor doch.

Damals stand gerade ein Bulle im Haus. Als der Teufel nun herausgetrieben war und den Pastor fragte, wohin er sich nun begeben solle, flog es diesem unversehens aus dem Mund: "Verschwinde wohin du willst, meinetwegen kannst du in den Bullen fahren."Kaum hatte der Pastor dies gesagt, saß der Teufel auch schon in dem Stier. Dieser riss Joch und Kette gleich in Stücke und trat die verschlossene Stalltür kurz und klein. Dann rannte der Bulle geradeaus ins Moor und gelangte an einen großen See. Blindlings rannte er in das Wasser und ertrank.

Seit dieser Zeit heißt das Meer, das oberhalb von Hollen liegt, das Bullenmeer. Der Teufel aber soll in Gestalt eines Bullen noch immer dort spuken.

 

 
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